-----Original-Nachricht-----
Betreff: WG: Hans Modrow verstorben
Datum: 2023-02-11T12:18:28+0100
Von: "wtegge@t-online.de" wtegge@t-online.de
An: "Tegge, Waltraud" wtegge@t-online.de
Liebe Mitstreiterinnen, liebe Mitstreiter,
soeben erhielt ich die traurige Mitteilung vom Tod Hans Modrows.
Er hat sich bis es ihm seine Gesundheit nicht mehr erlaubte,
unermüdlich für den Erhalt einer sozialistischen Alternative (Partei)
eingesetzt. Die Parteiführung hat ihn in den letzten Jahren zunehmend
ignoriert. Seine Meinung galt ihnen nicht viel.
Wir aber sollen und müssen ihn für seinen Einsatz für die Partei
Dank sagen und ein ehrenvolles Gedenken geben.
Mit solidarischen Grüßen
Waltraud Tegge
----- Weitergeleitete Nachricht-----
Betreff: Hans Modrow verstorben
Datum: 2023-02-11T11:29:16+0100
Von: "Dr. Marianne Linke" marianne.linke@web.de
Von: Frank Schumann
Datum: 11. Februar 2023 um 10:11:05 MEZ
Betreff: Hans Modrow verstorben
Wenige Tage nach seinem 95. Geburtstag ist Hans Modrow, der letzte DDR-Ministerpräsident mit SED-Parteibuch, in einem Berliner Krankenhaus verstorben.
Er war zu Wochenbeginn, nachdem er einen Schlaganfall erlitten hatte, in die Klinik eingeliefert worden. Hans Modrow gehörte zu den herausragenden
Funktionären der DDR und war in den späten achtziger Jahren von großen Teilen der DDR-Bevölkerung als politischer Hoffnungsträger gesehen worden.
Von November 1989 bis April 1990 sorgte er als Premierminister mit dafür, dass die gesellschaftlichen Veränderungen im Land ohne Gewalt und Blutvergießen
erfolgten.
Modrow gehörte nach Ende der DDR bis 1994 dem Deutschen Bundestag an und wurde 1999 ins Europa-Parlament gewählt. Danach versuchte
er als Vorsitzender des Ältestenrates der PDS – die sich 2007 mit der WASG zur Partei Die Linke vereinigte – Einfluss auf innerparteiliche
Diskussionen zu nehmen, was in den letzten Jahren zunehmend zu Kontroversen mit der Parteispitze führte. Im Frühjahr 2022 wurde der
Ältestenrat aufgelöst, Modrow, der auf dem Sonderparteitag der SED im Dezember 1989 die Auflösung der Partei verhindert hatte, wurde
dabei nicht mehr berücksichtigt.
Der 1928 in einem pommerschen Dorf geborene Modrow war politisch und publizistisch bis ins hohe Alter aktiv. Seine in der edition ost erschienenen Bücher
wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Vor dem Bundesverwaltungsgericht erzwang er im Februar 2018 die Herausgabe seiner BND-Akten, die der
Auslandsnachrichtendienst seit Beginn der 1950er Jahre bis 1990 über ihn angelegt und dessen Herausgabe die Bundesbehörde verweigert hatte. Auch
das Bundesamt für Verfassungsschutz observierte ihn seit Mitte der sechziger Jahre, wie ihn 2013 der Bundesinnenminister informierte, erst im Vorjahr
sei seine Beobachtung eingestellt worden. Bis zuletzt arbeitete Modrow an der Verarbeitung der ihm zugänglich gemachten Akten, das Manuskript wird
nun postum erscheinen.
Mit Anzeigen in mehreren Tageszeitungen hatte Hans Modrow vor seinem 95. Geburtstag, den er in einer kleinen Runde in einem Berliner Pflegeheim
feierte, darum gebeten, nicht ihn zu beschenken, sondern einen Solidaritätsbeitrag für die Schule „Tamara Bunke“ auf Kuba zu spenden. Dabei war
ein fünfstelliger Betrag zustandekommen. Letztmalig in der Öffentlichkeit aufgetreten war Modrow im November 2022, als die Modrow-Stiftung
6.000 Tulpen-Zwiebeln im OdF-Feld auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde steckte. An der traditionellen Aktion hatten sich an die hundert
Antifaschisten beteiligt.
Frank Schumann (0151-16 74 07 15)
Die Nachricht kann seine Lebensgefährtin Gabi Lindner (0177 3330684) bestätigen.
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